Phalaris herrschte im 6. Jahrhundert v. Chr. über Akragas (Agrigent) auf Sizilien. Er galt als besonders grausamer Tyrann, der seine Gegner in die Bronzeplastik eines Stiers einschloss und über Feuer zu Tode röstete. Unter seinem Namen überliefert sind aus der Antike fast 150 griechische Briefe, die ein ganz anderes Bild präsentieren: Sie richten sich an die Familie und an Freunde, an Philosophen und Gelehrte wie auch an Dichter und Künstler und zeigen Phalaris als freundlichen, gebildeten und kultivierten Menschen. Andere Schreiben an politische Gemeinschaften und Städte, aber auch an Feinde, Gegner und Verräter zeugen von der praktischen Politik des Phalaris. Ärzte und Heilkunst sind dann ebenso Gegenstand wie die Theorie von Politik und Herrschaft, freilich auch – doch eben nicht allein – Krieg, Gewalt und Strafe. Besonders eindrücklich sind vielmehr die moralphilosophischen Reflexionen, und einen Lesegenuss bieten satirische, spöttische oder polemische Briefe.
Dass die Briefe nicht vom Tyrannen selbst stammen, sondern ihm später zugeschrieben wurden, ist zwar seit Langem erwiesen. In ihrer Inszenierung des Charakters einer sonst fast immer kritisch beurteilten Person zeugen sie aber vom kreativen Umgang mit dieser Tradition schon in der Antike. Sie werden nun erstmals zweisprachig präsentiert.
Kai Brodersen:
Phalaris: Griechische Briefe. Zweisprachige Ausgabe.
Opuscula 23
Speyer: KDV 2025
ISBN 978-3-911973-06-9
210 Seiten mit 2 Abb., kartoniert, 10 €
https://books.google.de/books?id=CdSUEQAAQBAJ
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