Hans-Henry Brodersen

Hans Karl Robert Ottokar Brodersen kam am 27.2.1900 in Leipzig zur Welt. Seine Eltern waren der aus Schleswig stammende Handlungsreisende Christian Brodersen (*30.4.1871) und die aus Mühlhausen stammende Agnes Katharina Brodersen, geb. Krage (*26.6.1871); seine Schwester Ingrid kam am 27.7.1902 in Ahrensburg (Holstein) zur Welt. Die Familie wohnte seit 1903 in Erfurt, zunächst in der Johannesstraße 33.

Am 27.12.1909 verstarb Agnes an Lungen-TBC. Deren bakterielle Ursachen waren zwar schon 1882 von Robert Koch entdeckt worden (er erhielt dafür 1905 den Nobelpreis), doch war eine Behandlung dieser „Schwindsucht“ zumindest für nicht Betuchte noch nicht möglich; man sprach deshalb auch von einer „Krankheit der Armen“.

Die Geschwister, die beim Tod der Mutter 9 und 7 Jahre alt waren, wohnten laut Melderegister dann seit 9.4.1913 bei Dorothea Stein (1872-1942) und ihrem Ehemann Emil Stein, einem Fabrikarbeiter, zunächst in der Hütergasse 4 (I), dann seit 8.11. desselben Jahres in der Auenstraße 35 (III).

Am 15.9.1918 wurde Hans Brodersen zum Militär einberufen, kurz bevor – genau zwei Wochen später – die Oberste Heeresleitung die Aufnahme von Verhandlungen zur Beendigung des Kriegs forderte und am 11.11.1918 der Waffenstillstand von Compiègne in Kraft trat. Hans Brodersen kehre am 5.12.1918 nach Erfurt in die Auenstraße zurück. Seine Schwester Ingrid heiratete Julius Jülich (1898-1958), den Sohn eines Erfurter Malermeisters; Hans, der sich nun Hans-Henry Brodersen nannte, arbeitete künftig als Zeichner, Gebrauchsgraphiker und Reklamekünstler.

1925 publizierte der auf Bücher für Handel und Gewerbe spezialisierte Leipziger Verlag Jüstel & Göttel eine Mappe mit 24 Farbtafeln mit dem Titel „Neue Schilder-Malereien: Vorlagen für zeitgemäße Firmenschilder, Laden- und Wand-Aufschriften, Beiträge für Schrift- und Reklamekunst“, die Entwürfe von Hans-Henry Brodersen, Julius Nitsche (1882–1965), C. Hausmann und Otto Obermeier (1883-1958) präsentiert (Exemplar in der Nationalbibliothek Leipzig: http://d-nb.info/362314985 ; s. auch die Abbildung in einem Auktionskatalog).

Zwei Jahre später, am 24.1.1927 starb Hans-Henry Brodersen im Alter von 26 Jahren in Erfurt, wie seine Mutter, an Lungen-TBC. Sein Grab auf dem Erfurter Hauptfriedhof wurde von seiner Schwester Ingrid beim Erfurter Steinmetz Sebastian Caron „aus hellem Granit, fein gestrahlt, mit Inschrift in Schwarz“ in Auftrag gegeben. Bestattet wurden hier 1942 auch Dorothea Stein und 1958 Julius Jülich; der offenbar für Ingrid Jülich, geb. Brodersen, vorgesehene Platz blieb auf dem Stein leer.

Der Grabstein, in Form eines antikisierenden Sarkophags auf einem mit einem Palmettenfries geschmückten Sockel und mit einer – zuletzt nur noch in Fragmenten lesbaren – Inschrift in der seinerzeit hochmodernen Grotesk-Schrift, steht unter Denkmalschutz; er befindet sich auf dem Erfurter Hauptfriedhof Grabfeld 19E, Grabstätte 007/008 (siehe https://www.erfurt.de/mam/ef/rathaus/stadtrecht/6/6825.pdf , dort laufende Nr. 74).

Hinweis: Der Name Brodersen („Sohn des Bruders“) ist in Norddeutschland nicht selten. Hans Brodersen, dessen Großvater wie unsere Vorfahren aus Tondern (Tønder) stammte, ist mit uns wohl nicht direkt verwandt. Wir kümmern uns in einer Grabmalpatenschaft um das Grab und haben mit Genehmigung der Friedhofsverwaltung der Stadt Erfurt und des zuständigen Denkmalamts auf unsere Kosten den Stein samt Inschrift durch den großartigen Erfurter Steinrestaurator Sebastian Felke neu fundamentieren und fachgerecht restaurieren lasssen.

Quellen: Stadtarchiv Erfurt (Personendaten, Sterberegister), Erfurter Adressbücher, Ehrengräbersatzung der Stadt Erfurt, Auktionskataloge, Akten des Friedhofsamts Erfurt.